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EICMA 2025: China übernimmt!

Was gibts neues in der Welt der Vierräder: ATV, Quad, Side by Side

Was im Quad- und ATV-Sektor längst Realität ist, wiederholt sich nun bei den Zweirädern: Mit prall gefüllten Geldspeichern (die vermutlich irgendwo in Shenzhen ein eigenes Postleitzahlgebiet besitzen) überflutet China den Motorradmarkt mit einer Modelloffensive, die selbst gestandene Branchen-Profis nervös blinzeln lässt. Zum Glück reiten aber auch die ATVs munter auf dieser asiatischen Welle mit.

Eigentlich der ATV-Knaller in Mailand: SWM stellt ganz nebenbei einen neuen Zweizylinder mit exakt 1177 ccm Hubraum vor – und versteckt ihn dann einfach am hintersten Rand des Messestands. Warum eigentlich? Lampenfieber? Schüchternheit? Oder wollte man vermeiden, dass die Besucher reihenweise in Ohnmacht fallen?
Fest steht: Der Motor soll in einem der kommenden UTV-Modelle von SWM zum Einsatz kommen. Ob er auch in einem ATV landet, ist offiziell noch offen – aber mal ehrlich: wünschen würden wir es uns, und deshalb ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

Drei Tage EICMA. Drei Tage Dauerfeuer für die Netzhaut. Eine Übersicht behalten? Praktisch ausgeschlossen – und so geht es auch den anderen rund 600.000 Besuchern, die sich durch die Hallen von Mailand wühlen. Trotzdem haben wir versucht, Licht ins LED-beleuchtete Messechaos zu bringen und schildern euch, was uns besonders ins Auge gesprungen ist – manchmal leider wortwörtlich.

Polaris & Can-Am – die leisen Giganten

Die bekannten nordamerikanischen Marken Polaris und Can-Am hielten sich eher bedeckt. Gut, es handelt sich um die weltgrößte Zweira-Messe – aber ein paar ATVs verirren sich ja doch immer ins Rampenlicht. Bei Can-Am fand man neben einer wahren Elektro-Sintflut immerhin noch eine Outlander Max XT-P T 1000R mit Verbrennungsmotor. Sie stand etwas verschüchtert im Hintergrund, als wolle sie ihren batteriegetriebenen Geschwistern nicht den Strom abdrehen. Eine einzelne Outlander Electric samt offenem Antriebsstrang war ebenfalls ausgestellt – der Andrang hielt sich, sagen wir, höflich zurück.

Can-Am ab sofort nur noch elektrisch unterwegs? Zumindest wirkt es so. Die Kanadier präsentierten sich mit großem Stand und viel Historie im Gepäck – alles im Namen ihrer neuen Elektro-Zweiräder Pulse und Origin. Bisher liefen die Modelle eher so mittelprächtig: zu teuer, zu wenig Reichweite – aber immerhin machen sie richtig Spaß beim Fahren.
Dieses Konzept hat man offenbar direkt auf die ATVs übertragen. Neuestes Beispiel: die Outlander Electric. Sie hat noch weniger Reichweite, kostet dafür aber umso mehr. Ob das bei der Kundschaft ankommt? Der Ausgang ist… sagen wir mal: fraglich. Sehr fraglich.

Polaris wiederum glänzte durch Abwesenheit in den Hallen. Zu teuer? Falsches Publikum? Oder einfach keine Lust auf italienische Messepanini? Egal – draußen im Y.U.M.-Bereich („Your Urban Mobility“) konnte man immerhin ein paar Runden auf Polaris-ATVs drehen. Kurz, knackig, praktisch – aber eben auch: das war’s schon.

Kein Messestand dieses Mal. ATVs auf dem Rückzug? Zumindest bei den Nordamerikanern? Oder hat Polaris einfach ein völlig anderes Konzept ausgepackt? „Nur draufsetzen“ ist die eine Sache – „auch wirklich fahren dürfen“ eine ganz andere. Also stellte Polaris auf der EICMA kurzerhand den Showroom-Glamour hinten an und schickte die Besucher lieber unter Anleitung auf ein paar praktische Runden. Kundenbegeisterung aus der Praxis für die Praxis. Auch eine Möglichkeit – und ehrlich gesagt gar keine schlechte.

Kymco – Roller, Roller, Roller… und irgendwo ein ATV

Kymco EXPLORER – zu haben als 700er und 550er Modell. Die Farbe gefällt, die Scheinwerfer… na ja, Geschmackssache. Endlich mal ein bisschen Bewegung in der Motorgröße? Ob da was passiert, weiß offenbar nur der Hersteller in Taiwan selbst. Und im Angesicht des chinesischen Giganten direkt vor der Haustür auf dem Festland – wie lange kann das noch gutgehen? Spannung pur!

Bei Kymco aus Taiwan ein ähnliches Bild. Roller über Roller, in allen Formen, Farben und Preisklassen. ATVs? Ja, drei Stück am Rand, damit sich niemand erschrickt. Das Design: eher solide als sexy. Von Innovation oder neuen Motoren keine Spur. Es wirkt fast so, als würde Kymco die Quads nur noch aus Tradition mit durchziehen. Dabei waren Modelle wie die legendäre KXR 250 früher echte Volksquads: günstig, robust, Spaßgarantie.

Überbleibsel aus der guten alten Quadzeit in Deutschland: Mit 300 Kubik war man damals der King auf der Straße. Robuste Technik, günstiger Einstiegspreis – logisch, dass die KXR/MXU-Modelle bei uns zu echten Volksquads wurden. Und siehe da: Das stark überarbeitete Modell gibt es immer noch (siehe Bild: MXU 320).
Doch während die Zeit weitergaloppierte, entwickelten sich ATVs zu großen, powervollen Allradmonstern. Kymco ist eine Weile beim Hubraumrennen mitgetrabt, ist dann aber irgendwo im 700er-Segment gestrandet. Kommt da noch was? Oder ist man beim Importeur MSA GmbH in Weiden schlicht zu beschäftigt mit dem neuen Fang TGB? Immerhin hat diese Marke ein 1000er Modell im Sortiment.
Und ab Januar 2026 vertreibt die MSA TGB als Generalimporteur auch in Deutschland – da kursiert bereits das Gerücht, dass ein 1200er Motor in den Startlöchern steht. Eigenentwicklung oder leiht SWM da vielleicht etwas aus? Fragen über Fragen.
Fest steht: Langweilig wird die ATV-Karussellrunde 2026 ganz sicher nicht.

Der deutsche Importeur MSA GmbH listet aktuell nur zwei recht betagte Modelle in 500 und 700 Kubik – Nostalgie pur, aber kein Funken Zukunft. Allerdings übernimmt MSA ab Januar 2026 den Generalvertrieb von TGB, die zuvor vom Familienunternehmen Hans Leeb erfolgreich vertreten wurden. Leeb wiederum konzentriert sich seit Anfang 2024 komplett auf das neue Lieblingskind der Szene: CFMOTO.

CFMOTO & GOES – Feuerwerk made in China

CFMOTO zieht den Vorhang auf und gewährt einen Blick in die Zukunft seiner ATVs – und die sieht verdammt aufregend aus! Die gezeigte Studie ist schon fast ein fahrbereiter Prototyp: lenkbare Hinterachse, Scheinwerfer, die brav der Lenkbewegung folgen, hydraulische Dämpferverstellung per Knopfdruck und noch so manches andere Gadget, das man eher in einem Sci-Fi-Film erwarten würde. Bislang kam die Zukunft meist aus Nordamerika – jetzt rollt sie straight aus Asien heran.

Und bei CFMOTO brannte die Luft. Neben der neuen Submarke GOES zündete der Hersteller ein ATV-Feuerwerk, das sich gewaschen hat. Kaum hat man mit der Generation 3 gezeigt, dass China nicht nur „günstig“ kann, sondern auch „schön“, steht schon Generation 4 bereit – und zwar gleich vier Modelle stark: C4, C5, C6 (in der PRO-Version) sowie der Hightech-Bolide CFORCE Tech Gen4. Der wird sehr wahrscheinlich als Topmodell mit einem neuen 1000er Zweizylinder kommen.

CFMOTO Generation 4, Modell CForce C6 – bei CFMOTO geht’s Schlag auf Schlag! Kaum hat die aktuelle Generation die Verkaufscharts in fast jedem europäischen Land gestürmt, klopft schon die nächste Generation an die Tür. Hoffentlich mit ein bisschen frischer Technik – sonst wird’s langweilig!

Highlights? Lenkbare Hinterachse, Niveauregulierung mit hydraulischer Dämpferanpassung je nach Fahrmodus, adaptives Kurvenlicht – und vermutlich noch Features, die erst 2030 bei europäischen Herstellern auftauchen.
CFMOTO dominiert damit nicht nur die Zulassungsstatistiken (in Deutschland über 54 % Marktanteil bei ATVs/LOF laut KBA, Stand September 2025), sondern auch die Innovationsbühne. Donnerwetter, im wahrsten Sinne.

GOES – oldschool? Aber frisch lackiert

Die Kleinste bei GOES, aber ganz groß in der 4×4-Ausstattung für Einsteiger. Jetzt bleibt nur noch der Preis spannend – der wahre Nervenkitzel beginnt also erst beim Geldbeutel!

Die Schwestermarke GOES zeigte sich ebenfalls fleißig: Zum Beispiel mit dem neuen Einstiegsmodell 350 Terrox – ein ATV, das so herrlich bodenständig wirkt, als hätte man es direkt aus den wilden 90ern teleportiert. Einfach, robust, Allrad zuschaltbar samt Sperre, vermutlich günstiger als ein Wocheneinkauf bei Edeka – nur den Preis verriet man noch nicht.

Noch als Prototyp zu bewundern, aber bald wohl bei den Händlern zu schnappen. Wenn Preis und Ausstattung passen, könnte der Erfolg quasi schon vorprogrammiert sein. Bei Farben und Felgen darf man allerdings noch ein bisschen nachbessern – ein bisschen Pep schadet nie!

Dazu präsentierte GOES einen Zweisitzer-Prototypen, optisch irgendwo zwischen futuristisch, bullig und „man muss es mögen“. Farbe? Naja… lassen wir das lieber.

Benda & SWM – China überrascht weiter

Das Modell Redstone wirkt, als wäre es direkt aus dem All gelandet – so spacig sieht kein anderes ATV auf dem Markt aus. Ob es nicht nur außerirdisch aussieht, sondern auch anders fährt, darüber berichten wir dann in einem zukünftigen Test.

Benda trat auf wie eine Marke, die gerade beschlossen hat, den halben Motorradmarkt aufzukaufen. Neue Modelle ohne Ende – sogar ein Boxer-Motor war dabei, und das mit äußerst frischem Design.

Benda Supernovae nennt sich das gute Stück. Wie schon bei den ATVs haben die Designer hier richtig Vollgas gegeben. So manches Gimmick versteckt sich im Side-by-Side – eigentlich viel zu schade, um damit nur zu arbeiten.

Und dann die Marke SWN: ATV-Modelle im Redstone-Design, als wären sie direkt vom Mars eingeschwebt. Mutig, futuristisch und völlig unübersehbar.

SWM – Italienisch-asiatische Liaison

SWM wiederum kennen die Italiener noch aus früheren Zeiten als Motorradmarke. 2014 von finanzstarken Asiaten übernommen, präsentiert SWM nun ein wahres Füllhorn an Zweirädern – und, Überraschung: ATVs! Nicht nur eines, sondern gleich mehrere Klassen vom „Trailhunter“ bis zum „Mud Monster“. Preise? Vertrieb? Wird noch geheim gehalten. Der Eindruck: positiv.

Und dann droppt SWM casually die Info, dass man eine Zweizylinder mit fast 1200 Kubik hat (Bild siehe ganz oben) – und zeigt den auch etwas versteckt am hinteren Ende vom Messstand. Mehr Understatement geht gar nicht.

SWM Hybrid Hammer – satte 210 PS an der Spitze! Dieser Motor soll künftig im SWM UTV Nomader werkeln. Na dann, viel Vergnügen bei der Arbeit – die Ohren werden’s danken!

Dazu ein Hybrid-Antrieb für das neue UTV „Nomader“: 210 PS Systemleistung, zunächst Elektrostarthilfe, ab ca. 20 km/h Unterstützung durch den Verbrenner, ab 70 km/h übernimmt dieser dann komplett. Klingt verrückt – und genau deshalb spannend.

Fazit – China ist nicht am Kommen. China ist da.

Die genannten Marken sind nur ein kleiner Ausschnitt der chinesischen (und teils chinesisch finanzierten) Hersteller, die 2025 auf der EICMA einen regelrechten Innovationssturm entfacht haben. Überall neue Modelle, neue Ideen, neue Technik.

China ist nicht mehr der Underdog. China ist längst angekommen – und zwar mit voller Wucht.

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